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WR am Samstag, 4. Mai 2019

Wenn die Stichsäge keinen Mucks mehr tut

Mescheder Repaircafé begrüßt mit Michael Schlinkert den 1000. Kunden im Bürgertreff

Von Ilka Trudewind

Meschede. Ein Brotbackautomat, eine Kaffeemaschine, eine Solarleuchte und zwei Nahmaschinen stehen schon in der Schlange. Doch mit besonderer Spannung warten Klaus Leskau (71) und seine Kollegen vom Mescheder Repaircafé auf einen noch unbekannten Defekt. Der zehnte Kunde heute wird in Summe der 1000. im Mescheder Re­paircafé sein, das am 1. Januar 2016 gestartet ist.

Blauer Beutel, beigefarbene Mütze – da ist er: Michael Schlinkert aus Meschede. Der versierte Hobbyhandwerker hat eine Stichsage dabei. „Die macht keinen Mucks mehr“, sagt der 61-Jährige. Verstaubte Kohlen vielleicht? So seine erste Vermutung. Und einen Schwingschleifer, der zwar seine Arbeit verrichtet, jedoch nach einiger Zeit sukzessive an Leistung verliert. Jürgen Kraft schreibt an der Anmeldung mit und nimmt die Patienten auf.

Im Schnitt kommen 25 Bürger zum Mescheder Repaircafé. Die Erfolgsquote liegt bei 65 Prozent. „Aber manchmal konnen auch wir nicht mehr helfen, außer mit der Bitte das Gerät in Enste und nicht im Hausmüll zu entsorgen“, sagt Leskau und grinst. Der Erfolg des Repaircafés überrascht den ausgebildeten Radio- und Fernsehtechniker und pensionierten Berufsschullehrer, Fachrichtung Elektronik und IT, nicht. „Ich wusste, dass der Bedarf da ist. Schon allein aus der Nachbarschaft.“ Nach seiner Pensionierung wollte er deshalb ein Repaircafé organisieren. Gelesen hatte er davon im Internet, von einer Holländerin, die ihre Garage für ein Repaircafé zur Verfügung gestellt hatte. Mit dem Bürgertreff und Manfred Breider, Franz Brieden, Walfried Grewe, Jürgen Kraft und vielen weiteren Helfern und Tüftlern fand er viele Mitstreiter.

Kein Erfolgserlebnis

Zurück zur Schlinkert’schen Stichsäge. Leskau löst die Schrauben. Drückt die Kohlen wieder in Position. Prüft Kabel und Schalter. Es kann nur die Elektronik sein und die kann leider nicht repariert wer­den. Michael Schlinkert zuckt mit den Schulten. Da könne man nichts machen. „Das Erfolgserlebnis fehlt jetzt leider“, bedauert Leskau, denn auch den Schwingschleifer mit Lagerschaden kann er nicht reparieren. Deshalb erzählt er lieber von so manch einem alten Schätzchen, das er wiederbeleben konnte. Darunter zum Beispiel eine alte Spieluhr, der nur ein Tropfen Öl fehlte und dann wieder ihre Weihnachtsmelodie spielte. „Die Besitzerin war überglücklich.“ Viele, die zum Repaircafé kommen, haben auch eine Geschichte zu ihrem Gerat. Nicht unbedingt zur Munddusche, Rollkoffer und Solarleuchte, aber eben zum Onkyo-Verstärker, den man sich vom ersten Lohn gekauft hatte.

Michael Schlinkert ärgert sich über die „heutige Wegwertgesellschaft“, deshalb sei er auch heute in den ehemaligen Campus gekommen. Angewiesen sei er auf die markenlose Stichsage nicht. Er besitzt nämlich noch ein hochwertiges Werkzeug. “Viele Geräte seien doch schon darauf angelegt, nur eine begrenzte Laufzeit zu haben.“ Leskau nickt. Bei Druckern sei das oft der Fall: „Die geben nach einer bestimmten Anzahl an Seiten den Geist auf. Wenn man aber weiß, worauf man achten muss, kann man das umgehen.“ Zum Beispiel im Repaircafé.

Das Jahr 2019 ist angebrochen. Für Repair Cafés International wird es ein ganz besonderes Jahr: Im Oktober gibt es uns seit zehn Jahren!

Oktober 2018

Internationale Repair-Café-Woche

Vom 17. bis 23. Oktober findet die Internationale Repair-Café-Woche statt. Weltweit treffen sich dann Freiwillige, um kaputte Dinge zu reparieren. Mit der internationalen Woche wird gefeiert, dass das Repair-Café-Konzept seit sieben Jahren besteht.

Während der Festwoche organisieren mindestens 60 Repair Cafés in 12 Ländern ein spezielles Reparaturtreffen. Außerdem gibt es noch hunderte reguläre Repair-Café-Treffen. Auf der Webseite von Stichting Repair Café findest Du die Öffnungszeiten und Adressen von Repair Cafés in Deiner Umgebung.

Gemeinsam reparieren: ein weltweiter Trend
Das allererste Repair Café wurde am 18. Oktober 2009 in Amsterdam veranstaltet. Seitdem hat das Konzept – bei dem praktisch veranlagte Ehrenamtler ihren hierin weniger geschickten Mitmenschen beim Reparieren kaputter Dinge helfen – sich über die ganze Welt verbreitet. Momentan gibt es über 1150 Repair Cafés, verteilt über 29 Länder.

Freiwillige auf der ganzen Welt können recht einfach ein eigenes Repair Café eröffnen, und zwar mit Hilfe des Repair-Café-Startpakets, das in fünf Sprachen erhältlich ist.
Wenn Du ein Repair Café besuchst, dann hilfst Du, den Müllberg zu verkleinern und Reparaturwissen zu erhalten und zu verbreiten. Du kommst auf nette Art in Kontakt mit Menschen aus Deiner Umgebung. Und Du streitest mit für besser reparierbare Dinge. Bis bald im Repair Café!

10.06.2016

Wir sind umgezogen

Nicht weit vom alten Standort Wiebelhaus, Kolpingstrasse 16, befindet sich unser neues Domizil.

Die alte Gaststätte Campus in der Kolpingstrasse 20 hat nun der Bürgertreff Meschede unter dem Namen „Bürgertreff Campus“ übernommen.

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Auch unser Repair-Café wird nun in diesen Räumlichkeiten stattfinden. Der Eingang zum Café befindet sich an der Rückseite des „Bürgertreff Campus“  auf der nördlichen Seite der Ruhr, gegenüber der Stadthalle.

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Bürgertreff Campus von der Stadthalle aus gesehen

 

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Campus Eingang

 

 

Das Café

 

Die Werkstatt

Die Werkstatt

 

WDR 5 am 31.03.2016

Mescheder Repaircafé in logo-kirche-im-wdr

playbutton  Eine Morgenandacht von Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer, Meschede.


 

Die Resonanz aus dem ersten Treffen des neuen Repair Cafés in Meschede vom 29. Januar war sehr positiv.

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WR_Bild_Patrick Schlos

In den Räumlichkeiten des Bürgertreffs Meschede kamen rund 50 Helfer und Hilfesuchende mit ihren Geräten zusammen.

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Foto: Privat

Nicht nur elektrische Geräte wie Stichsäge, Dreieckschleifer, Staubsauger, Dampfbügelstation, LED-Scheinwerfer, CD-Recorder uvm. wurden zur Zufriedenheit der Besucher repariert, sondern auch kleine Kunstwerke, Mikroskop und Diaprojektor wurden wieder instandgesetzt.

Im Bereich der Textilreparaturen wurde einer Besucherin sogar von einer Mitarbeiterin das Stopfen beigebracht.

Auch für den Kunden wertvolles Porzellan konnte wieder instandgesetzt werden.

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Foto: Privat